Der Engelsbaum: Roman (German Edition) by Lucinda Riley

Autor:Lucinda Riley [Riley, Lucinda]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2014-12-08T16:00:00+00:00

Kapitel 32

»Und, Cheska, wie geht es Ihnen heute?« John Cox lächelte sie über den Schreibtisch hinweg an.

»Gut«, antwortete sie.

»Sehr schön. Leben Sie sich gut ein?«

»Ich denke schon, aber ich möchte lieber nach Hause.«

»Nach Marchmont?«

»Ja.«

»Ihr Zuhause ist für Sie also Marchmont und nicht die Wohnung in London, in der Sie mit Ihrer Mutter gelebt haben?«

Cheska fixierte die Porzellanfigur, die auf einem Regal stand, und gab keine Antwort.

»Möchten Sie mir von Ihrer Mutter erzählen, Cheska?«

»Ich habe einmal einen Film gemacht, in dem ein Psychiater vorkam.«

»Ach ja?«

»Ja. Er wollte allen Leuten einreden, dass sein Bruder verrückt ist, damit er ihn wegsperren und sein ganzes Geld stehlen kann.«

»Aber Filme sind nicht die Realität, Cheska. Sie sind Märchen. Niemand will Ihnen sagen, dass Sie verrückt sind. Ich versuche, Ihnen zu helfen.«

»Genau das sagte der Psychiater in dem Film auch.«

»Dann reden wir doch über das Kind. Sie wissen, dass Sie ein Kind erwarten, oder?«

»Natürlich!«, fuhr sie auf.

»Wie geht es Ihnen damit?«

»Ich bin überglücklich.«

»Wirklich?«

»Ja.« Sie wurde unruhig und schaute zum Fenster hinaus.

»Dann ist Ihnen ja klar, dass Sie gut auf sich aufpassen müssen. Sie dürfen keine Mahlzeit ausfallen lassen. Ihr Kind ist auf Sie angewiesen, damit es wachsen kann.«

»Ja.«

»Wie geht es Ihnen mit der Vorstellung, das Kind alleine zu bekommen, ohne Vater?«, fragte er vorsichtig.

»Aber mein Kind hat doch einen Vater«, widersprach sie zuversichtlich. »Wir heiraten, sobald er aus Frankreich wieder da ist.«

»Ich verstehe. Und wie heißt Ihr, äh, Freund?«

»Bobby Cross. Wissen Sie, er ist ein ganz berühmter Sänger.«

»Was sagte Ihre Mutter dazu, dass Sie heiraten werden?«

Auch auf diese Frage ging Cheska nicht ein.

»Also gut, ich glaube, das genügt für heute. Ich sehe Sie morgen wieder, zur gleichen Zeit am selben Ort.« John Cox lächelte. »Ach, übrigens, heute Nachmittag bekommen Sie Besuch. Ihr Onkel.«

Ein strahlendes Lächeln erschien auf Cheskas Gesicht. »Ach, wie schön. Kommt er, um mich nach Marchmont zu bringen?«

»Nein, heute nicht. Aber sehr bald, das verspreche ich Ihnen.«

Er betätigte einen Summer, und eine Pflegerin trat ein.

Cheska erhob sich. »Auf Wiedersehen«, sagte sie und folgte der Krankenschwester aus dem Zimmer.

Am Nachmittag wurde David in John Cox’ Büro gebeten.

»Wie geht es ihr?«, fragte er.

»Sehr viel besser, wie ich schon Ihrer Mutter sagte. Auf jeden Fall reagiert sie mehr auf ihre Umwelt als noch vor zwei Wochen. Aber sie weigert sich nach wie vor, über ihre Mutter zu reden. Es ist schwer zu sagen, ob sie glaubt, dass Greta am Leben ist oder tot. Liegt sie noch immer im Koma?«

»Ja. Im Moment gibt es keine Veränderungen.«

»Die Situation ist für Sie bestimmt sehr schwierig, Mr Marchmont.«

»Ich komme schon zurecht«, antwortete David rasch. Er wollte vermeiden, dass sein gegenwärtiger Geisteszustand von einem Psychiater unter die Lupe genommen würde. »Angesichts der Umstände wäre es vielleicht besser, Cheska nicht mehr nach ihrer Mutter zu fragen. Wenn sie sich tatsächlich an den Unfall erinnert – Greta an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen zu sehen dürfte ihr kaum ein Trost sein.«

»In diesem Stadium würde ich Ihnen nicht unbedingt widersprechen«, sagte Dr. Cox seufzend. »Cheska hat mir heute Vormittag auch erzählt, dass sie und Bobby Cross heiraten, sobald er aus Frankreich zurückkommt.

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